Haithabu und Birka

 
 

Handelsstadt Birka


Lange vor der Gründung Birkas entstand im südostwestlichen Randgebiet des Mälarsees ein wichtiger Handelsplatz auf der kleinen Insel Helgö (Heilige Insel). Es wird jedoch vermutet, dass es sich hier eher um ein großes Handelshaus und nicht um eine vergleichbar große Stadt gehandelt habe. Die Helgä-Funde reichen über einen Zeitraum von 6 Jahrhunderten (4. - 11.Jhd), lassen sich aber in der Mehrzahl auf die Zeit zwischen 400 und 800 n.Chr. datieren. Aus den Helgö-Funden stammt sowohl die bekannte Budda-Statutte aus Bronce (5.Jhd), als auch ein Beutestück aus Irland, das Kopfstück eines bischhöflichen Krummstabes.

Obwohl es keine wirklich genauen Angaben über die Entstehung Birkas gibt, lässt es sich vermuten, dass die Stadt um 800 n.Chr. aufzublühen begann. Einigen Quellen zufolge wird der Zeitpunkt auf 790 n.Chr. datiert. Zu diesem Zeitpunkt werden die Helgö-Funde weniger.

Birka, ein Gebiet welches heute nur noch als

„schwarze Erde“ bekannt ist lag auf der Insel Björkö im Mälarsee (drittgrößter See des heutigen Schwedens), ca.27km westlich von Stockholm. Das Areal umfasst in etwa 55.000qm Größe. Durch die Ausflüsse bei Stockholm steht der Mälaren in Verbindung mit der Ostsee und war durch Fjörde verbunden, die nicht ohne Mühen passiert werden konnten. Zur Zeit Birkas gab dies der Stadt zusätzliche Sicherheit vor Überfällen. Diese Lage war für Städte bezeichnent, die im Ostseehandel eine Rolle spielten. Auf eine ähnliche Lage stoßen wir bei Hedeby, Reric (heute Wismar), Truso (heute Elbing), Wolin und Seeburg (heute Grobin). Wie Haithabu wurde Birka im Laufe der Zeit auch von Wallanlagen umfasst, was für die übrigen Städte Skandinaviens eher unüblich war.

 

Eckdaten






Birka

Reenactment ist eine Kombination aus Wissen, Interpretation und phantasievoller Umsetzung. Gerade die Wikingerzeit hat da ihre Tücken. Fehlende, hinreichende Aufzeichnungen über Lebensweise und Traditionen, welche für andere Epochen durchaus existieren, zwingen uns dazu, die dagegen zahlreichen archäologischen Funde zum Leben zu erwecken - keine leichte Aufgabe, aber ein wunderschschönes Hobby. Wir sind uns sehr bewusst darüber, dass wir einigen Fehlinterpretationen unterliegen, gerade in Hinsicht auf Kleidung, welche häufig nur in Form von Fragmenten gefunden wurde. Gab es wirklich nur eine Schürzenform in Birka? War die Haithabuschürze wirklich nur dort verbreitet? Ist die Thorsberghose ein Produkt fehlenden Wissens über Zuschnitte?


Wir wissen es nicht. Aber wir halten uns weitestgehend an solche Grundformen, denn andere haben wir nicht. Und trotzdem bringt jeder Wikingerreenactor seinen eigenen Stil in die Kleidung, gibt ihr ein ganz individuelles Aussehen, durch Wahl der Stoffe und Farben, leichte Abweichungen, Borten, Stickerei und Schmuck.

Alle Mitglieder der Havamalsippe legen gerade in Hinblick auf Schmuck, Geschirr und Werkzeuge großen Wert darauf, möglichst nah am gefundenen Original zu bleiben, denn hierfür gibt es jede Menge Belege. Allerdings streiten wir nicht darüber WO Frau den Schlüssel getragen hat oder ähnliches, denn das ist müßig.

Wir machen keine direkten Grabdarstellungen eines speziellen Fundes, aber wir haben uns sowohl örtlich, als auch zeitlich beschränkt. Die meisten von uns haben sich für eine späte Birka Darstellung (900 bis 950) entschieden, eine Familie jedoch hat sich Haithabu als Standort gewählt.


Die Stadt Birka war wahrscheinlich das bedeutendste Handelszentrum der „Wikinger“. Seine Größe entsprach etwa dem mittelalterlichen Stockholm, die Beziehungen Birkas waren jedoch weitreichender und wichtiger für die restliche bekannte Welt.

Bereits im 19.Jhd. wurde Birka als erste Wikingerstadt entdeckt und ausgegraben. Leider haben wir es auch diesem Umstand zu verdanken, dass die ersten Ausgrabungen nicht mit der gleichen Präzision ausgeführt wurden, wie es heute üblich wäre. Und obwohl sich die Untersuchung der Funde und deren erste Veröffentlichung bis ins Jahr 1931 hinauszögerte, galten diese damals als umfangreichstes, gefundenes Material und hatten allergrößte Bedeutung für die Forschung.

Bisher wurde auch nur ein kleiner Teil des Stadtgebiets, ca. die Hälfte aller entdeckten Gräber (über 1100) ausgegraben und ausgewertet. Man geht jedoch davon aus, dass die bislang erhaltenen Erkenntnisse mehr als ausreichend auf die Lebensweise und die Kultur hinweisen. Es wird nicht vermutet, dass all diese hinfällig werden, wenn man weitere Grabstätten untersucht.

Es stimmt jedoch, dass sich unser Wissen über das Leben in dieser Zeit weitestgehend auf diese Funde stützt.

Funde aus dem 9.Jhd. lassen auf enge Handelsbeziehungen mit den westlichen Ländern schließen. Diese werden jedoch im 10.Jhd. immer weniger. Gräber aus dem 10.Jhd. liefern kaum noch Hinweise auf Handelsverbindungen mit dem Westen. Ihr Inventar weist eher auf die russischen Landstriche an der mittleren Wolga hin. Ende des 10.Jhd. spielt Birka für den Handel keinerlei Rolle mehr. Einen Hinweis darauf gibt uns das Fehlen von englischen Münzen aus der Regierungszeit König Ethelreds (978 - 1016) und deutschen Münzen, die zur gleichen Zeit überall in Skandinavien im Umlauf waren. Auch werden die einstmals teilweise üppigen Gräber spärlicher bis sie ganz an Bedeutung verlieren.

Der Grund, warum Birka unterging, lässt sich streckenweise nur vermuten. Einige Quellen verbinden ihn mit dem dänischen Wikingerzug ins Svealand, andere legen nahe, dass der sinkende Wasserspiegel, welcher bis heute um die 5 Meter ausmacht, das Anlanden der Handelsschiffe schwieriger machte. Fest steht jedenfalls, dass Birka im 11. Jhd. zumindest als Handelsstadt nicht mehr existierte.


Das Recht von Birka


  1. -schwedische Bezeichnung: „Björköarätt“ -

Nach den ältesten Gesetzen von Västergötland hatte man nur eine geringe Entschädigung zu zahlen, wenn man jemanden aus einer anderen Landesprovinz tötete, sei es aus Fahrlässigkeit oder aus Mordlust. Landesfremde galten grundsätzlich als vogelfrei.

So ein Gesetz machte es dem Handel jedoch schwer, weil gerade fremdländische Kaufleute besonders gefährdet waren. Um diese vor Raubmord zu schützen, erließ der König des Svea-Volkes (heute Schweden) das „Recht von Birka“, welches ihnen durch höhere Strafen für dieses Vergehen größere Sicherheit bot..

Die Angelegenheit war recht kniffelig, weil solche Entscheide eigentlich nicht vom König allein getroffen werden konnten. Für gewöhnlich hatte das Volk hier einiges an Mitspracherecht.

Die Insel Björkö war jedoch kaum bewohnt und lag nicht nur zwischen drei verschiedenen Hundertschafts- und Thingbereichen, sondern auch auf der Grenze zweier Bezirke und zwischen zwei großen Besitzungen des Königs.

Das „Recht von Birka“ besagte ebenfalls, dass der König zuerst Zugriff auf die neu eingeführten Waren haben konnte. Er oder ein Vertreter hatte das Recht drei Tage vor allen anderen die Waren zu kaufen. 

Bedeutenste Schriftquellen


Neben den Fundberichten können wir uns auf zwei bedeutende Schriftquellen berufen. Zum einen die „Vita des heiligen Ansgar“, verfasst von Birkas erstem Missionar Rimbert und dessen Schüler Ansgar, welche ihre Missionarstätigkeit im Jahre 830 n.Chr. begannen und 875 n.Chr. niederschrieben. Zum anderen ein Werk von Adam von Bremen, welches auf der Vita des hl. Ansgar aufbaut in den 70ger Jahren des 11.Jhd entstand.

Eckdaten

Cirka 9. bis 10. Jahrhundert

Erste Ausgrabungen: 1889, aber erst 1900 systematische Siedlungsgrabung

Cirka 240.000 m2 Einwohnerzahl: Rund 1.000 während der Blütezeit

Erste Erwähnung: In kontinentalen Schriftquellen 804,Fränkische Reichsannalen808, Chronik des Ethelwerd um 960.






Haithabu

Haithabu


Haithabu ist wahrscheinlich im 8. Jahrhundert von friesischen Händlern gegründet worden. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts nach Übernahme durch den dänischen König entwickelte sich der Handelsplatz zu einer der bedeutendsten Seehandelsplätze und wahrscheinlich zur ältesten Stadt Nordeuropas. Sie war dreihundert Jahre lang zentraler Umschlagplatz des Warenverkehrs zwischen Mitteleuropa und dem Nord- und Ostseeraum bis Mitte des 11. Jahrhunderts nach der erneuten Zerstörung durch slawische Truppen die Siedlung Schleswig diese Funktion übernahm.

804 erstmals namentlich in Schriftquellen erwähnt, war Haithabu zu seiner Zeit unter zwei Namen bekannt: Sliesthorp (Schleisiedlung) bzw. Heithabyr (Heideort).

Der heutige Name geht auf die Inschrift des sogenannten Erik-Steins zurück: "haitha x bu", wobei der Ortsname in seiner skandinavischen Form als Akkusativ gebraucht wird. In den Anfängen unbefestigt, wobei die nördliche Hochburg wahrscheinlich als Fluchtburg diente. Etwa zur Mitte des 10. Jahrhunderts wurde ein 1.310 m langer, halbkreisförmiger Wall gebaut, der später auch zum Bestandteil des Danewerks wurde, einer Verteidigungsanlage von mehreren Wällen auf der Schleswiger Landenge.




Quellen: Birgit Maixner: Haithabu - Fernhandelszentrum zwischen den Welten Hildegard Elsner: Wikinger Museum Haithabu: Schaufenster einer frühen Stadt Claudia Banck: Auf den Spuren der Wikinger und Slawen